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Kurzfristige Wirksamkeit und Sicherheit von topischen β-Blockern (Timolol Maleate Ophthalmic Solution, 0,5%) bei akuter Migräne

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Eine randomisierte Crossover-Studie

Kurian A, Reghunadhan I, Thilak P, et al. Short-term efficacy and safety of topical β-blockers (timolol maleate ophthalmic solution, 0.5%) in acute migraine. JAMA Ophthalmol. Published online October 1, 2020. doi:10.1001/jamaophthalmol.2020.3676

Die Migräne ist die häufigste chronische, neurologische Erkrankung, und zählt mit einer weltweiten Prävalenz von (geschätzt) rund 11% zu den verbreiteten Ursachen für Behinderungen.

Die Gabe von oralen Betablockern ist bei der Erkrankung nur als Prophylaxe zugelassen, eine Akutbehandlung nach bisherigen Untersuchungen hingegen unwirksam.

Allerdings haben schon vor Jahren unkontrollierte Fallberichte eine mögliche Effektivität von Timolol-Augentropfen nahegelegt, einem Betablocker, der zu den Standardmedikamenten bei der Therapie des Glaukoms zählt. [Bereits vor 40 Jahren hat der polnische NeurologeAntoni Prusiński über eine mögliche Wirksamkeit einer 0.5% Timolol-Lösung beim Cluster-Kopfschmerz berichtet].

Indische Autoren haben jetzt in der US-amerikanische Zeitschrift JAMA Ophthalmology einen plazebokontrollierten RCT publiziert. Sie

  • randomisierten jeweils 25 jüngere Patienten (mittleres Alter 27 Jahre) in die Timolol- bzw. Plazebogruppe,
  • drehten nach drei Monaten und einer anschließenden vierwöchigen Auswaschperiode die Zuteilung um (crossover)
  • und behandelten dann weitere drei Monate.
  • Patienten sollten zum frühestmöglichen Zeitpunkt einen Tropfen in das rechte und linke Auge träufeln.
  • Sieben Patienten schieden nach erfolgter Randomisierung aus

Bezogen auf die Anzahl der Attacken betrug die Reduktion um mindestens 4 Punkte auf einer 10 Punkte umfassenden Schmerzskala nach 20 Minuten 82% (Timolol) vs. 14% (Plazebo).

Die Ergebnisse sehen Sie in der nachfolgenden Tabelle

Ein Tropfen ins Auge und der Kopfschmerz geht weg oder wird deutlich schwächer – eine Aussicht, die den Autor eines Begleitkommentars zu der Überschrift animierte: „Put a Drop of Timolol Into Each Eye and Call Me in the Morning“.

Fazit:

Das ist sicher ein sehr interessanter Ansatz. Man kann es mal ausprobieren bei Patienten mit hohem Leidensdruck.

Vorsicht, weil man immer auch die Nebenwirkungen bedenken müssen. Zum Beispiel Kopfschmerzen.

Oral und iv wirkt Timolol interessenterweise nicht. Nur prophylaktisch.

Fazit Regen:

Spannende Studie, obwohl es nur wenige Patienten waren und ein kurzer Zeitraum. Es wäre aber sicher etwas, was man bei seinen Patienten ausprobieren könnte.

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