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Angiotensin converting enzyme inhibitors and risk of lung cancer: population based cohort study

BMJ 2018; 363 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4209 (Published 24 October 2018) Cite this as: BMJ 2018;363:k4209

Objective To determine whether the use of angiotensin converting enzyme inhibitors (ACEIs), compared with use of angiotensin receptor blockers, is associated with an increased risk of lung cancer.
Design Population based cohort study.
Setting United Kingdom Clinical Practice Research Datalink.
Participants A cohort of 992 061 patients newly treated with antihypertensive drugs between 1 January 1995 and 31 December 2015 was identified and followed until 31 December 2016.
Main outcome measures Cox proportional hazards models were used to estimate adjusted hazard ratios with 95% confidence intervals of incident lung cancer associated with the time varying use of ACEIs, compared with use of angiotensin receptor blockers, overall, by cumulative duration of use, and by time since initiation.
Results The cohort was followed for a mean of 6.4 (SD 4.7) years, generating 7952 incident lung cancer events (crude incidence 1.3 (95% confidence interval 1.2 to 1.3) per 1000 person years). Overall, use of ACEIs was associated with an increased risk of lung cancer (incidence rate 1.6 v 1.2 per 1000 person years; hazard ratio 1.14, 95% confidence interval 1.01 to 1.29), compared with use of angiotensin receptor blockers. Hazard ratios gradually increased with longer durations of use, with an association evident after five years of use (hazard ratio 1.22, 1.06 to 1.40) and peaking after more than 10 years of use (1.31, 1.08 to 1.59). Similar findings were observed with time since initiation.
Conclusions In this population based cohort study, the use of ACEIs was associated with an increased risk of lung cancer. The association was particularly elevated among people using ACEIs for more than five years. Additional studies, with long term follow-up, are needed to investigate the effects of these drugs on incidence of lung cancer.

ERHÖHEN ACE-HEMMER DAS LUNGENKREBSRISIKO?
Müssen jetzt auch alle Patienten mit ACE-Hemmern umgestellt werden?

a-t 2018; 49: 89-90 https://www.arzneitelegramm.de/html/htmlcontainer.php3?produktid=089_02&artikel=1811089_02k

Die Arzneimittelbehörden sind jetzt aufgefordert, dem aktuellen Verdacht nachzugehen und die ihnen vorliegenden Daten zu Lungenkrebs unter ACE-Hemmern (und AT-IIBlockern) aus randomisierten kontrollierten Studien zu überprüfen, möglichst anhand individueller Patientendaten und mit besonderem Augenmerk auf Langzeitstudien. Die große ALLHAT-Studie bei Hypertonie beispielsweise, in der der ACE-Hemmer Lisinopril (LISIHEXAL u.a. Generika) mit dem thiazidartigen Diuretikum Chlortalidon (HYGROTON), dem Kalziumantagonisten Amlodipin (NORVASC, Generika) und dem Alphablocker Doxazosin (CARDULAR PP, Generika) verglichen wurde, hat Krebs als sekundären Endpunkt erfasst und war mit einer Nachbeobachtungsdauer von vier bis acht Jahren (im Mittel 4,9 Jahre) ausdrücklich als Langzeitstudie angelegt. Veröffentlicht sind unseres Wissens bislang nur die Daten zur Krebsrate insgesamt, die sich zwischen den Gruppen nicht unterscheidet.

Solange keine unabhängige und aussagekräftige Bestätigung der Ergebnisse vorliegt, sehen wir in den aktuellen Befunden keine Basis zum Umstellen der Patienten. ACE-Hemmer, und hier insbesondere Enalapril (XANEF, Generika), Lisinopril und Ramipril (DELIX, Generika), sind in ihrem klinischen Nutzen bei Hypertonie und Herzinsuffizienz gut dokumentierte Arzneimittel.17-20 Bei Herzinsuffizienz ist Minderung der Sterblichkeit unter ACE-Hemmern belegt.21 AT-II-Blocker sind dagegen ACE-Hemmern bei Herzinsuffizienz nicht gleichwertig (a-t 2008; 39: 25-8). Und auch bei Hypertonie spricht die Datenlage für einen Reservestatus dieser Stoffgruppe (a-t 2014; 45: 26-8).

Fazit:

  • Nach einer aktuellen Kohortenstudie sollen ACE-Hemmer das Risiko eines Lungenkarzinoms im Vergleich mit AT-II-Blockern relativ um 14% steigern. Mit zunehmender Dauer der Einnahme steigt das Risiko nach diesen Daten weiter an, was den Verdacht stützt.
  • Es fehlt jedoch an unabhängiger externer Bestätigung. Verschiedene Hinweise könnten zudem dafür sprechen, dass die Ergebnisse auf residualem Confounding beruhen.
  • Die Frage, ob die Ergebnisse einen ursächlichen Zusammenhang beschreiben oder durch Verzerrungen bedingt sind, muss unseres Erachtens derzeit offen bleiben.
  • Eine Basis für die Umstellung von Patienten unter ACE-Hemmern sehen wir beim derzeitigen Kenntnisstand nicht.

Fazit:

Absolut ist der Anstieg eher gering. Neue Studien wird man nicht mehr beginnen. Der Mechanismus scheint über die proliferative Potenz des ACEHemmers zu laufen. Wir behalten es im Hinterkopf. Kritik: Inzidenz für Lungenkarzinom in der Studienpopulation höher als in nationalen Krebsregisterdaten beschrieben. Wahrscheinlich gibt es in der Studienpopulation weitere Risikofaktoren, die das Risiko zu erkranken begünstigen (wurden nicht herausgerechnet). Signifikanz steigt zwar mit kumulativer ACE-Hemmer-Gesamtdosis, ist aber insgesamt schwach.

Fazit Regen:

Wurde nicht besprochen