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Neue Metaanalyse bei Antidepressiva

Arzneimitteltelegramm a-t 2018; 49: 41-3: Im Blickpunkt:

Antidepressiva besser als ihr Ruf? Viel Rummel um neue Metaanalyse

Es geht um eine neue Metaanalyse:
CIPRIANI, A. et al.: Lancet. 2018; 391: 1357-66 aus dem Februar 2018.
Eine große, viel diskutierte Metaanalyse zum Nutzen von Antidepressiva errechnet gegenüber Scheinmedikament für alle 21 untersuchten Mittel einen statistisch signifikanten Vorteil hinsichtlich des Ansprechens, definiert als mindestens 50%ige Senkung der Punktzahl auf einer validierten Depressionsskala. Die mittleren absoluten Unterschiede zwischen Verum und Plazebo sind mit umgerechnet 1,8-2,3 Punkten auf der HAMILTON-Depressionsskala (HAM-D 17; 0-52 Punkte) jedoch äußerst gering und von fraglicher klinischer Relevanz. Untersucht werden zudem nur akute Therapieeffekte nach acht Wochen, Aussagen zu Nutzen und Schaden einer mehrmonatigen oder gar jahrelangen Einnahme lassen sich aus der Analyse nicht ableiten.
Zudem sind die Ergebnisse möglicherweise zu Gunsten der Antidepressiva verzerrt, sodass der wahre Unterschied zu Plazebo noch geringer sein könnte.
Störwirkungen oder Absetzphänomene werden in der Analyse nicht ausreichend berücksichtigt. Selbst in Bezug auf kurzzeitige Einnahme ist daher eine Nutzen-Schaden-Abwägung anhand dieser Daten nicht möglich.
Letztlich bietet das systematische Review keine wesentlichen neuen Aspekte gegenüber dem bisherigen Wissensstand.

Fazit:

Diese Ergebnisse bestätigen uns eher zurückhaltend zu sein mit Antidepressiva bei leichten und mittelschweren depressiven (Erst-)Episoden.

Fazit Regen:

Das Gespräch mit dem Patienten ist wichtig!
Wir geben Antidepressiva auch, weil wir sonst nicht viel mehr anbieten können – und Psychotherapeutentermine so rar sind.
Oft hilft zu Anfang auch Trimipramin (bzw. Mirtazepin) niedrig dosiert als Schlafanstoß. Wenn die Nacht erholsam ist, kann auch der Tag anders angenommen werden.
Eine Option ist auch Moodgym (AOK).