Bewertung Arzneimitteltelegramm
Preprintstudien aus Schottland und England
STIKO-Empfehlung
Impfkomplikation VTE?
19.02.2021: Arzneimitteltelegramm; a-t 2021; 52: 9-13
· Seit Ende Januar ist der COVID-19-Impfstoff von der Universität Oxford und AstraZeneca entwickelte (AZD1222) Impfstoff in der EU für Erwachsene ab 18 Jahre ohne obere Altersbegrenzung bedingt zugelassen.
· Eigenschaft: AZD1222 basiert auf einem modifizierten, nicht vermehrungsfähigen Adenovirus(ChAdOx1), das bei Schimpansen Atemwegsinfekte auslösen kann und in dessen Genom der Bauplan für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 eingefügt wurde. Adenoviren sind DNA-Viren und gelten generell als nicht integrierende Vektoren, das heißt, sie integrieren ihr Erbgut nicht in das menschliche Genom. Laut RKI verbleibt das Genom des Vektorimpfstoffs ebenso wie das anderer Adenoviren im Kern infizierter Zellen extrachromosomsal. Dort wird anhand der DNA mRNA gebildet, nach der dann im Zytoplasma das Virusprotein synthetisiert und anschließend dem Immunsystem präsentiert wird. Dies induziert eine zelluläre Immunreaktion und die Bildung neutralisierender Antikörper. Inder EU sind bereits Vektorimpfstoffe gegen Ebola zugelassen (z.B. ZABDENO von Janssen-Cilag,das auf Adenovirus-Serotyp 26 basiert12).
· Dosierung: 2 Impfdosen mit 5 x 10 viralen Partikeln im Abstand von 4 bis12 Wochen, die STIKO empfiehlt ein Intervall von 9 bis 12 Wochen
· Lagerung bei 2 °C bis 8 °C 6 Monate haltbar, Mehrdosisbehälter nach Anbruch möglichst rasch verbrauchen und maximal 2 Tage bei 2 °C bis 8 °C oder maximal 6 Stunden bei bis zu 30 °C aufbewahren.
· Wirksamkeit: AZD1222 mindert in einer gepoolten Auswertung von zwei laufenden randomisierten Studien bei den etwa 10.500 analysierten Teilnehmern nach zwei‐maliger Immunisierung im Abstand von vier bis zwölf Wochen die Zahl symptomatischer SARS-CoV-2-Infektionen um 60%. Ein längeres Dosisintervallscheint dabei nach explorativen Post-hoc-Analysen effektiver zu sein.
· Hospitalisierungen und schwere Verläufe werden – bei allerdings sehr begrenzten Daten – offenbar vollständig verhindert (0 versus 14).
· Es deutet sich an, dass AZD1222 die Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 zu einem gewissen Grad mindern könnte.
· Für eine Beurteilung der Effektivität bei über 55-Jährigen reichen die Daten auch nach Einschätzung der EMA derzeit nicht aus. Hierzulande wird AZD1222 von der STIKO allerdings bis zu einem Alter von 64 Jahren empfohlen.
· Impfreaktionen: Wie bei den mRNA-Impfstoffen ist mit Lokalreaktionen, insbesondere Druckempfindlichkeit und Schmerz an der Injektionsstelle, bei bis zu 70% zurechnen. Systemische Reaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerz, Krankheitsgefühl und Myalgie treten ebenfalls bei bis zu 70% auf und werden von bis zu 8%als schwer eingestuft – obwohl die Mehrzahl der Teilnehmer laut Protokoll prophylaktisch hochdosiert Parazetamol (BEN-U-RON, Generika) einnehmen sollte.
· In den Studien erkranken unter AZD1222 zwei Patienten an transverser Myelitis, bei einem wird später eine vorbestehende, zuvor nicht erkannte Multiple Sklerose diagnostiziert. Unter dem als Kontrolle verabreichten Meningokokken-Konjugatimpfstoff (MENVEO u.a.) tritt ebenfalls eine transverse Myelitis auf.
· Fazit: Angesichts der beim derzeitigen Kenntnisstand guten Wirksamkeit vonAZD1222 gegen schwerere Verläufe von COVID-19 erachten wir den Vektorimpfstoff als geeignet für den individuellen Impfschutz vor allem von 18- bis 55-Jährigen und bewerten ihn als relevanten Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Die mRNA-Impfstoffe sollten aktuell der Hochrisikogruppe der alten Menschen vorbehalten bleiben. Personen im Alter von 56 bis 64 Jahren, für die die Vakzine hierzulande ebenfalls empfohlen wird und für die derzeit kein alternativer Impfstoff angeboten wird, müssen nach Aufklärung über die fehlenden Daten zum klinischen Nutzen abwägen, ob sie sich dennoch mitAZD1222 immunisieren lassen oder – für einen ungewissen Zeitraum – ungeimpft bleiben möchten, bis mehr Daten vorliegen oder das Angebot an Impfstoffen eine freie Auswahl ermöglicht.
· Neben den offenen Fragen bei allen drei derzeit zugelassenen COVID-19-Impfstoffen beispielsweise zur Dauer des Schutzes und zu potenziellen bislang unbekannten schwerwiegenden Risiken müssen auch Sicherheit und Effektivität von sequenziellen Kombinationen verschiedener Impfstofftypen geklärt werden.
26.02.21: Lancet_preprint_COVID-19_vaccines_Scotland
Effectiveness of first dose of COVID-19 vaccines against hospital admissions in Scotland: national prospective cohort study of 5.4 million people
Dr Eleftheria Vasileiou PhD, Usher Institute, The University of Edinburgh, Edinburgh, EH8 9AG, UK, eleftheria.vasileiou@ed.ac.uk, Tel: 077 3296 1139 (Corresponding author)*
Summary
Background: The BNT162b2 mRNA (Pfizer-BioNTech) and ChAdOx1 (Oxford- AstraZeneca) COVID-19 vaccines have demonstrated high efficacy against infection in phase 3 clinical trials and are now being used in national vaccination programmes in the UK and several other countries. There is an urgent need to study the ‘real-world’ effects of these vaccines. The aim of our study was to estimate the effectiveness of the first dose of these COVID-19 vaccines in preventing hospital admissions.
Methods: We conducted a prospective cohort study using the Early Pandemic Evaluation and Enhanced Surveillance of COVID-19 (EAVE II) database comprising of linked vaccination, primary care, Real-Time Polymerase Chain Reaction (RT-PCR) testing, hospitalisation and mortality records for 5.4 million people in Scotland (covering ~99% of population). A time- dependent Cox model and Poisson regression models were fitted to estimate effectiveness against COVID-19 related hospitalisation (defined as 1- Adjusted Hazard Ratio) following the first dose of vaccine.
Findings: The first dose of the BNT162b2 vaccine was associated With vaccine effect of 85% (95% confidence interval [CI] 76 to 91) for COVID-19 related hospitalisation 28-34 days post-vaccination.Vaccine effect the same time interval for the ChAdOx1 vaccine was 94% (95% CI 73 to 99). Results of combined vaccine effect for prevention of COVID-19 related hospitalisation were comparable when restricting the analysis to those aged ≥80 years (81%; 95% CI 65 to 90 28-34 days post-vaccination).
Interpretation: A single dose of the BNT162b2 mRNA and ChAdOx1 vaccines resulted in substantial reductions in the risk of COVID-19 related hospitalisation in Scotland.
Funding: UK Research and Innovation (Medical Research Council); Research and Innovation Industrial Strategy Challenge Fund; Health Data Research UK.
Evidence before this study
We searched PubMed and medRxiv for observational studies using the terms “COVID-19 vaccine effect”. We found one preprint that reported a 51% relative risk reduction against SARS-CoV-2 infection 13-24 days after the first dose of the BNT162b2 mRNA (Pfizer- BioNTech) vaccine. This study used data from a state-mandated health provider in Israel covering 503,875 individuals. We also found a correspondence article that reported adjusted rate reductions for SARS-CoV-2 infections of 30% and 75%, respectively for the periods 1–14 and 15–28 days after the first dose of the BNT162b2 vaccine in a cohort of 9,109 healthcare workers in Israel’s largest hospital.
Added value of this study
UK policy for use of vaccines against COVID-19 involves an offer of a first dose followed by a second dose 12 weeks later. To our knowledge, this is the first study of COVID-19 vaccine effect against hospitalisation for an entire nation after a single dose of vaccine. We found that a single dose of BNT162b2 COVID-19 vaccine was associated with a vaccine effect (VE) of 85% (95% CI 76 to 91) for COVID-19 hospitalisation 28-34 days post-vaccination. A single dose of ChAdOx1 vaccine was associated with a vaccine effect 94% (95% CI 73 to 99) at 28- 34 days post-vaccination. VEs increased over time with a peak at 28-34 days post-vaccination for both vaccines. Comparable VEs were seen in those aged ≥80 years for prevention of COVID-19 hospitalisation with a high combined VE of 81% (95% CI 65 to 90) at 28-34 days post-vaccination.
Implications of all the available evidence
We provide compelling evidence that the two COVID-19 vaccines currently being used in the UK vaccination programme substantially reduce the risk of COVID-19 related hospital admissions in the population who are at highest risk for severe COVID-19 outcomes.
02.03.21: Early effectiveness of COVID-19 vaccination with BNT162b2 mRNA vaccine and ChAdOx1 adenovirus vector vaccine on symptomatic disease, hospitalisations and mortality in older adults in England
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.01.21252652v1.full.pdf
“Für eine vollständige Impfserie sind bei dem AstraZeneca-Impfstoff zwei Impfstoffdosen notwendig. Bei der 2. Impfung soll der Abstand zwischen den beiden Impfungen möglichst 12 Wochen betragen. Dieser Zeitraum ist auch durch die Zulassung gedeckt.
Menschen, die eine SARS-CoV-2-Infektion bereits durchgemacht haben, sollen frühestens 6 Monate nach der Diagnose eine einzige Impfung erhalten.
Die Entscheidung der STIKO beruht auf einer intensiven Analyse und Bewertung von neuen Studiendaten, die erst innerhalb der vergangenen Tage als Vorab-Publikationen verfügbar wurden. Die Daten, die im Rahmen der breiten Anwendung des Impfstoffs in England und Schottland erhoben wurden, liefern erstmals robuste Ergebnisse zur guten Wirksamkeit des Impfstoffs in höheren Altersgruppen bereits nach einer Impfstoffdosis. Die Wirksamkeit wurde in Bezug auf die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen und insbesondere auch in Bezug auf die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe eindrücklich belegt.”
Fazit:
Superseltene, aber relevante Nebenwirkung. 7 Personen in Deutschland. Bei Beschwerden sind wir vorsichtig, Auch könnten wir die Thrombozyten bestimmen. D-Dimere nicht.