Mora-Lopez L, Ruiz-Edo N, Estrada-Ferrer O, et al. Efficacy and Safety of Nonantibiotic Outpatient Treatment in Mild Acute Diverticulitis (DINAMO-study): A Multicentre, Randomised, Open-label, Noninferiority Trial. Ann Surg. 2021 Nov 1;274(5):e435-e442. doi: 10.1097/SLA.0000000000005031. (Original study)
Ziel: Eine milde akute Divertikulitis kann sicher und effektiv auch ambulant ohne Antibiotika behandelt werden.
Hintergrund: In den letzten Jahren konnte man feststellen, dass hospitalisierte Patienten von einer AB-Therapie bei unkomplizierter akuter Divertikulitis nicht profitieren können. Ähnliches war auch in dem ambulanten Setting festzustellen.
Methode: Eine prospektive, multizentrische, open-label, Nichtunterlegenheit, randomisierte Studie wurde durchgeführt. In 15 Krankenhäusern wurde Patienten untersucht die sich in der Notaufnahme mit Symptomen passend zu akuter Divertikulitis vorgestellt haben. Bei den Patienten wurde eine CT zur Sicherstellung der Diagnose durchgeführt, anschließend erfolgte die Randomisierung. In der Kontrollgruppe erhielten die Teilnehmen Amoxiclav (875/125 mg alle 8 St) neben der symptomatischen Therapie (inkl. NSAR), in der Interventionsgruppe wurden sie nur symptomatisch behandelt. Klinische Kontrolle erfolgte am Tag 2,7,30 und 90 nach der Diagnose. Der primäre Endpunkt war Hospitalisierung. Die sekundären Endpunkte beinhalteten Wiedervorstellung in der Ambulanz, Schmerz, Notfalloperation.
Ergebnisse: 480 Patienten wurden randomisiert in Non-AB-Gruppe (n = 242) oder AB-Gruppe (n = 238). Die Hospitalisierungsraten waren: AB-Gruppe 14/238 (5.8%) und Non-AB-Gruppe 8/242 (3.3%) [mean difference 2.58%, 95% confidence interval (CI) 6.32 to -1.17], erfüllend die Nichtunterlegenheit. Wiedervorstellungen: AB-Gruppe 16/238 (6.7%) und Non-AB-Gruppe 17/242 (7%) (mean difference -0.3, 95% CI 4.22 to -4.83). Persistierende Schmerzen nach 2 Tagen: AB-Gruppe 13/230 (5.7%), Non-AB-Gruppe 5/221 (2.3%) (mean difference 3.39, 95% CI 6.96 to -0.18).
Konklusion: Die nicht-antibiotische Behandlung von der milden akuten Divertikulitis ist sicher und effektiv und zeigt keine Unterlegenheit zu der aktuellen Standardtherapie.
TRIAL REGISTRATION: ClinicalTrials.gov (NCT02785549); EU Clinical Trials Register (2016-001596-75).
Kurze Zusammenfassung aus der deutschen LL:
Typ 0 Asymptomatische Divertikulose
Typ 1 Akute unkomplizierte Divertikelkrankheit / Divertikulitis
- Typ 1a Divertikulitis/Divertikelkrankheit ohne Umgebungsreaktion
- Typ 1b Divertikulitis mit phlegmonöser Umgebungsreaktion
Typ 2 Akute komplizierte Divertikulitis (Mikroabszess, Mikroabszess, freie Perforation, Peritonitis)
Typ 3 Chronische Divertikelkrankheit
Typ 4 Divertikelblutung
Statement 5.2 Bei akuter unkomplizierter linksseitiger Divertikulitis ohne Risikoindikatoren für einen komplizierten Verlauf kann unter engmaschiger klinischer Kontrolle auf eine Antibiotikatherapie verzichtet werden.
Statement 5.3 Eine Antibiotikatherapie einer akuten unkomplizierten linksseitigen Divertikulitis sollte bei Patienten mit Risikoindikatoren für einen komplizierten Verlauf durchgeführt werden. (Risikoindikatoren für einen komplizierten Verlauf sind arterielle Hypertonie, chronische Nierenerkrankungen, Immunsuppression, allergische Disposition.)
Fazit:
Wir können bei der Antibiotikatherapie und der stationären Einweisung von Patienten mit Divertikulitis ruhig zurückhaltend sein.
Fazit Regen:
NSAR würden wir nicht nehmen – wir empfehlen Metamizol. Wir würden auch so lange wie möglich ohne Antibiose behandeln und die Patienten engmaschig betreuen. Herausfordernd ist es, die unkomplizierte von der komplizierten Divertikulitis zu unterscheiden. Hier können Laborkontrollen zusätzlich helfen.