Huisarts & Wetenschap 12 (60) 2017
Leitlinie “das rote Auge und Trauma des Auges”
Es betrifft ein zweites Update der Leitlinie. Da ich keine ähnliche Leitlinie von der DEGAM gefunden habe, wollte ich das wichtigste (und teilweise für deutsche Begriffe vielleicht ungewöhnlichste) besprechen:
Bei einer der folgenden Beschwerden soll eine Überweisung zum Augenarzt erfolgen:
- Schmerzen am Auge (damit werden NICHT Juckreiz oder Fremdkörpergefühl gemeint)
- Visusänderung (Visusverschlechterung, Doppelbilder, Halos rundum Lichtquellen, Lichtblitzen sehen)
- Fotofobie
- Übelkeit oder erbrechen.
Das ist, weil man bei (Hinweise auf) den folgenden Diagnosen noch am gleichen Tag einen Termin beim Augenarzt organisieren soll:
- Akutes Glaukom (Übelkeit, erbrechen, Schmerzen und Visusänderung bei einem roten Auge -> direkt zum Augenarzt)
- Uveiitis (Schmerzen, Fotofobie, Visusänderung bei ciliäre Rötung)
- Scleritis (Schmerzen und tiefe Rötung (diffus oder lokal))
- Keratitis (Schmerzen, Fotofobie, Visusänderung, konjunktivale Rötung, mit fluoreiscin anfärbend bei Herpes Zoster)
- Herpes Zoster im Gesicht bei einem geröteten Auge oder jegliche andere Augenbeschwerde
- Innerhalb von 10 Tagen nach Geburt gerötetes Auge mit Eiter (v.a. Gonokok oder Chalmydia)
- Augentrauma
Konjunktivitis: zweidrittel der konjunktividen wird durch ein Virus verursacht, eindrittel durch eine Bakterie (bei Kinder etwas häufiger). Der Unterschied zwischen eine virale und eine bakterielle Konjunktivits muss nicht mehr gemacht werden (das ist neu in diesem Update), da es keine Konsequenz für die Behandlung hat: Etwa eine Woche nach der Konsultation beim Hausarzt sind bei dreiviertel der Patienten ohne Antibiotische Behandlung keine Beschwerden mehr vorhanden. Das abheilen verlief mit antibiotische Tropfen/Salben nicht schneller als mit Plazebotropfen/Salbe, auch wenn eine Bakterie in der Kultur gefunden wurde. Nur bei RIsikogruppen wird noch eine antibiotische Behandlung empfohlen: nach rezenter AugenOP, chronisch infektiöse Augenkrankheit oder immunkompromittierte Patienten. Die Patienten sollen sich nach einer Woche wieder vorstellen, wenn es nicht verschwunden ist. (Das ist um eventuelle Komplikationen feststellen zu können (Keratitis oder Ulcus)). Ohne Komplikationen brauchen Patienten weiterhin keine antibiotische Behandlung. Gegen eventuelle Beschwerden werden indifferente Augenpräparate empfohlen:
- carboxymethylcellulose augentropfen, zum Beispiel Celluvisc
- Povidon Augentropfen, zum Beispiel Lac Ophtal
- Carbomer augengel, zum Beispiel Visco Vision Augengel
allerdigns Präparate mit Konservierungmittel nur max 4x tgl weil diese toxisch sein können für das Korneaepithel.
Wenn schon antibiotische Behandlung: Chloramphenicol (in D: Posifenicol), was allerdings laut der deutschen Wikipedia darüber in D nicht empfohlen wird. Kontraindikationen für Chloramphenicol sind Störungen in der Hämatopoese oder eine familiäre Vorgeschichte von Knochenmarkdepression durch Medikamente. In dem Fall wird Fusidinsäure-Augengel empfohlen. Bei Alarmsymptome, keine Besserung nach 72std nach Start Antibiose und wenn es eine Woche nach Start Antibiose nicht weg ist: nochmal eine Kontrolle.
Falls eine Konjunktivitis nach zwei Wochen immer noch vorhanden ist: überleg Gonokokken/Chlamydia als Ursache, ggf Überweisung zum Augenarzt.
Fazit:
Eine genaue Untersuchung auf Abwendbar Gefährliche Verläufe (AGV) muss erfolgen. Geben kann man indifferente AT. Antibiotika erst, wenn es nicht besser wird (nach einer Woche). In den Niederlanden Chloramphenicol, in Deutschland Gentamycin.
Wie bei Grippe kann man den Patienten aufklären und vorschlagen, ohne Antibiotika die Erkrankung zu behandeln.
Fazit Regen:
Wenn der Befund relativ gering ist und keine Abwendbar Gefährlichen Verläufe vorliegen, kann man mit Wasser auswischen oder mit Augentrost-Tee. Keine Kamille-Tees.
Cave: Bei Kindern kann das schmerzlose rote Auge selten auch das erste Symptom eines Rheumas sein. Bei Kindern auch keine Salbe sondern Tropfen nehmen.