US-amerikanische Leitlinie
Die neue US-amerikanische Leitlinie zur arteriellen Hypertonie.
Zusammenfassung: Die neue US-amerikanische Leitlinie zur arteriellen Hypertonie setzt neue Grenzwerte. Bereits bei einem systolischen RR> 120 mm Hg gilt der Blutdruck als „erhöht“, und bei > 130 mm Hg (bzw. > 80 mm Hg diastolisch) besteht eine Hypertonie Grad 1. Die neuen Definitionen leiten sich aus den gut abgesicherten Befunden ab, dass ab einem systolischen RR von 120 mm Hg das kardiovaskuläre Risiko log-linear ansteigt. Das Behandlungsziel ist bei den meisten Indikationen und Betroffenen ≤ 130/80 mm Hg. Durch diese neuen Definitionen nimmt die Prävalenz der Hypertonie formal deutlich zu (wie für die USA berechnet). Für Patienten mit Hypertonie Grad 1 und geringen kardiovaskulären Risiken werden zunächst nur nicht medikamentöse Interventionen empfohlen. Deshalb steigt die Zahl der Patienten, die zusätzlich mit Antihypertensiva zu behandeln sind, nur gering an.
Fazit:
Die neue Empfehlung macht 15% aller Amerikaner neu „krank“. Dagegen zieht die
Metaanalyse zweier schwedischer Wissenschaftler JAMA Int Med 2017 auf Grund der gleichen Studien folgende Konsequenz:
- Die medikamentöse Behandlung von Patienten, die nur einen erhöhten Blutdruck und keine weiteren kardio- oder zerebrovaskulären Erkrankungen aufweisen, ist nur dann gerechtfertigt, wenn der systolische Ausgangswert mindestens 140 mmHg oder darüber beträgt.
- Diese Feststellung stimmt zwar mit den aktuellen Empfehlungen der US-Leitlinie überein; es ist jedoch zu befürchten, dass Patienten mit neuerdings „erhöhtem Blutdruck“ im Alltag doch schon bei Werten unter 140/90 mmHg antihypertensive Arzneimittel erhalten.
- Die Ergebnisse widerlegen die weitverbreitete These „je niedriger, desto besser“
Wir werden uns eher nach den DEGAM Empfehlungen richten und das auch den Patienten so vermitteln.
Fazit Regen:
Wir sehen das sehr kritisch und folgen eher den bisherigen Empfehlungen: 140/90 bei nicht Herzkranken, 130/80 und niedriger bei Herzkranken
Generell: Die Blutdruckmessung ist an sich enorm wichtig. In den Praxen werden verschiedene Verfahren zur Messung und Dokumentation angewendet: Eigene Messungen auf Blättern durch die Patienten (mehrmals wöchentlich zu verschiedenen Zeitpunkten), immer der Vergleich Eigenmessung und Praxismessung sowie als „Goldstandart“ LZ-RR (Aufklärung vorab über die Unannehmlichkeiten der Untersuchung).