Grenzwerte sind hilfreich
Seit Implementierung des EUCAST-Netzwerks ist die klinische Interpretation der Empfindlichkeitstestung von Mikroorganismen zuverlässiger. Dies lässt eine bessere Vorhersage der Wirksamkeit von Antibiotika erwarten.
Link zum Artikel:
https://www.aerzteblatt.de/pdf/114/26/a1314.pdf?ts=27%2E06%2E2017+09%3A21%3A38
Zusammenfassung:
- Der Artikel ist zwar von 2017, er zeigt jedoch, wie wichtig es ist, im Hinterkopf zu behalten, welchen Erreger man behandeln möchte.
- Am Beispiel von Cefuroxim (Cephalosporin der 2. Generation) wird gezeigt, dass die meistverwendete Standarddosis (2x500mg/d p.o.) wirksam gegen Erreger mit einer mittleren Hemm-Konzentration (MHK) < 0,5 mg/l ist. (Definition: Minimale Hemm-Konzentration (MHK) = niedrigste Konzentration eines Wirkstoffes, bei der das Wachstum eines definierten Keims gerade noch gehemmt wird) Hierunter fallen z.B. Pneumokokken (MHK < 0,1 mg/l). Viele Erreger haben jedoch eine höhere MHK (Staph. aureus: MHK 1-2 mg/l; E. coli/ Klebsiella: MHK 2-4 mg/l), hier kann Cefuroxim aufgrund seiner geringen Bioverfügbarkeit nicht wirksam werden.
- Das „Nationale Antibiotika Sensibilitätstest-komitee“ (NAK) gibt gemeinsam mit der EUCAST (European committee on antimicrobial susceptibility testing) Grenzwerte für Antibiotika bekannt, für die eine erfolgreiche Therapie gewährleistet werden kann. Hierbei sei jedoch zu beachten, dass Einflussfaktoren wie Nierenfunktionseinschränkungen etc. nicht berücksichtig wurden.
- In den meisten Fällen, sind die Grenzwerte in den derzeitigen Leitlinien berücksichtigt, uns ist jedoch aufgefallen, dass die EUCAST insbesondere für Trimethoprim höhere Grenzwerte als die DEGAM Leitlinie empfiehlt. (DEGAM Leitlinie 2x 0,1-0,2 g für 3d; laut EUCAST mindestens 2x 0,16g). Im folgenden der Link zur aktuellen Grenzwerttabelle: http://www.nak-deutschland.org/aktuelle-version.html
- Aus aktuellem Anlass sei des weiteren darauf hinzuweisen, dass für die Fluorchinolone ein neuer Roter-Hand-Brief erschienen ist, der einen begrenzten Einsatz aufgrund der starken Nebenwirkungen empfiehlt:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2019/rhb-fluorchinolone.pdf;jsessionid=954342990E5411E51948F44DCA99FFEE.1_cid354?__blob=publicationFile&v=3
Fazit:
Cefuroxim ist oral in der Standarddosis nicht wirksam, weil die Mittlere Hemmkonzentration nicht ausreichend ist.
Laut Antibiotikaexperten (BÄK) können wir orales Cefuroxim sofort wegen Wirkungslosigkeit absetzen. Wir sollten den Patienten gegenüber aber vorsichtig argumentieren und nicht verunsichern. Langsam absetzen (nach CRP oder „noch einen Tag lassen, dann ab“).
Fazit Regen:
Beim Bedenken der oralen Dosis müssen wir auch die Konstitution der Patienten bedenken (Darmerkrankung, Resorptionsstörung).
Nur bei Harnwegsinfekten scheint die orale Gabe günstig (Anreichung im Urin). Ansonsten steht Cefuroxim interessanter Weise in keiner Leitlinie.