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Kortison bei Pharyngitis

Effect of Oral Dexamethasone Without Immediate Antibiotics vs Placebo on Acute Sore Throat in Adults

A Randomized Clinical Trial – Jama Network

Halsschmerzen zählen bekanntlich mit zu den häufigsten Beratungsanlässen in hausärztlichen Praxen. Laut epidemiologischen Studien sollen 5% aller primärärztlichen Konsultationen durch Kinder und 2% durch Erwachsene genau aus diesem Grunde erfolgen.
Das scheint aber nur die Spitze des Eisbergs zu sein: Nach einer (vor 35 Jahren) im kanadischen Hamilton/Ontario durchgeführten Untersuchung, gehen „nur“ zwischen 8 und 16% der Betroffenen zum Arzt. In den USA (dessen Gesundheitssystem ganz anders als in europäischen Ländern strukturiert ist), sind Halsschmerzen der häufigste Grund für eine notfallmäßige Krankenhausaufnahme – in die HNO-Abteilung…
Obwohl Pharyngitiden meist viral bedingt sind und nach rund einer Woche von alleine wieder verschwinden, werden (noch zu) viele Patienten antibiotisch behandelt; im UK rund 60%. Eitrige Komplikationen sind jedoch explizit selten und kommen mit oder ohne antibiotische Therapie etwa gleichhäufig vor, wie die nachfolgende Tabelle aus einer englischen Studie mit fast 15.000 hausärztlichen Halsschmerz-Patienten zeigt

Dass die Gabe von Corticoiden (bei pädiatrischen und erwachsenen) Patienten mit Pharyngitis eine Schmerzlinderung bewirken kann, ist keine ganz neue Erkenntnis.
Die älteste klinische Studie, die ich finden konnte, stammt aus den USA und ist vor 24 Jahren publiziert worden. Die neueste kommt aus Großbritannien und ist Mitte April 2017 in der JAMA erschienen. Von 565 randomisierten Teilnehmern (mittleres Alter 34 Jahre; 75.2% Frauen) erhielten 288 1x10mg Dexamethason, 277 Placebo. Die Beschwerden waren unter dem Corticoid nach 48 Stunden signifikant besser, nicht aber nach 24 Stunden. Nur rund ein Drittel der Patienten wurde parallel antibiotisch behandelt.

Fazit:

Wir haben Bauchschmerzen, bei jedem Patienten diese hohe Dosis Kortison zu geben. Bei Patienten, die unbedingt fit werden müssen (Vortrag halten, Urlaub etc.), kann es ein „Ass im Ärmel“ sein. Es sollte aber die Ausnahme bleiben.
Patienten sollten auf jeden Fall über die potentiellen Nebenwirkungen aufgeklärt werden.

Fazit Regen:

Die Immunsuppression muss bedacht werden. Das kann ein hoher Preis für den Patienten darstellen. Die Gruppe nutzt diese Option nur in besonders begründeten Sonderfällen (s.o.).
Wir würden grundsätzlich eher den Spontanverlauf abwarten.