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Verursachen Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung Demenz?

Der Arzneimittelbrief

Über 100 Arzneimittel aus verschiedenen Indikationsbereichen haben mehr oder weniger starke anticholinerge Wirkungen, darunter einige Antidepressiva, Antipsychotika, Antikonvulsiva, Anti-Parkinson-Mittel, Antihistaminika, Antiemetika oder Spasmolytika. Anticholinerg wirksame Arzneimittel (AC) können besonders bei älteren Menschen Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Obstipation, Verwirrtheitszustände und Gedächtnisstörungen verursachen (vgl. Beers-Liste; 1) und stehen im Verdacht, bei Langzeitanwendung das Entstehen einer Demenz zu begünstigen.

Fazit: Eine britische Fall-Kontroll-Studie zeigt erneut, dass der längerfristige Gebrauch von bestimmten Arzneimitteln mit anticholinerger Wirkung mit der Entstehung einer Demenz assoziiert ist. Einige Antidepressiva, Antikonvulsiva, Anti-Parkinson-Medikamente, Blasen-Spasmolytika und Antipsychotika mit hohem anticholinergem Potenzial gehen mit einem um 29-70% höheren Risiko für das Entstehen einer Demenz einher, wenn sie > 3 Jahre und in der geringsten wirksamen Dosis eingenommen werden. Zum Beweis der Kausalität und der Wirksamkeit des Instruments „Deprescribing“ wird eine große kontrollierte Absetz-Studie gefordert.

Fazit ÄiW:

Hauptsache die Patienten nehmen SO WENIG wie möglich Medikamente. Wir sollen alles Überflüssige weglassen, egal ob es anticholinerg wirkt oder nicht.
Könnte aber ein gutes Argument FÜR das Absetzen sein.

Fazit Diskussion Regen:

Auch wir sehen die Liste als eine Chance, die Medikamentenliste kritisch zu durchforsten und nicht notwendige Medikamente zu entfernen.
Dies kann bei der Entlassung von Patienten aus dem Krankenhaus eine gute Chance sein, Medikamente zu reduzieren. Dies ist eine Kernkompetenz, die vor allem wir Hausärzte haben und behalten sollten.