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Ketamine and depression: a narrative review

(Corriger, A., & Pickering, G. (2019). Ketamine and depression: a narrative review. Drug design, development and therapy, 13, 3051.)

Review basierend auf 2 Cochrane Reviews, 14 Metaanalysen und 15 Trials, in denen 1.) Ketamin mit und ohne herkömmliche Antidepressiva als Therapie für Depressionen oder Bipolare Störung gegen Placebo oder herkömmliche Antidepressiva getestet wurden oder 2.) Ketamin als Adjuvans bei der Elektrokonvulsionstherapie (ECT) eingesetzt wurde. Die Studien zu 2.) sind weniger interessant.

Ketamin, eigentlich als Narkosemittel (KKK – Kinder, Katzen, Katastrophen) und als Adjuvans im Rahmen der Schmerztherapie auf der Intensivstation, ist seit einiger Zeit als Mittel zur Behandlung von Depressionen im Gespräch. Mittlerweile gibt es einige bessere Studien und ein Ketamin-Nasenspray ist in den USA seit letztem Jahr zur Behandlung von behandlungsresistenten Depressionen zugelassen. In der Notaufnahme scheint Ketamin hilfreich zu sein bei Patient*innen mit Suizidideationen, da der antidepressive Effekt sofort (Maximum nach 24 Stunden) einsetzt. Ein Problem bei der Anwendung stellt die geringe Dauer des Effekts dar: Der Effekt hält in der Regel maximal 2 Wochen an. Trotz zahlreicher Studien sind die Belege für die Effektivität weiterhin schwach.

Als abhängige Variable diente in den Studien eine Reduktion in üblichen Depressionsschwere-Scores wie die Montgomery–Asberg Depression Rating Scale (MADRS), die Hamilton Depression Rating Scale (HDRS) oder das Beck Depression Inventory (BDI) und die Rate der Responder (definiert als Score unterhalb eines definierten Cut-Off-Werts nach Treatment).

In einigen Studien wurde eine Ketamin-Infusion (0.5 mg/kg) über einen Zeitraum von ca. 45 Minuten gegeben. Ein klinischer Effekt wurde schon nach einer Infusion beobachtet, in zahlreichen Studien wurden mehrere Infusionen über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen) gegeben, insbesondere um die Dauer des Effekts zu erhöhen. Ob auch eine geringere Dosis wirksam ist und welches Zeitintervall notwendig ist, ist derzeit unklar.
Auch die Effektivität von oralen Gabe von Ketamin wurde in zwei Studien belegt mit einer Dosis von 25 mg zweimal täglich über sechs Wochen bzw. 1 mg/kg jeden zweiten Tag über 3 Wochen bei einer Bioverfügbarkeit von 17% bis 30%. In RCTs konnte eine Effektivität von über zwei Wochen täglich nasal appliziertem Ketamin zusätzlich zu einem oralen Antidepressivum beobachtet werden. Die Bioverfügbarkeit beträgt hier schätzungsweise 45%. Der Effekt hielt insgesamt mindestens 8 Wochen an, ohne erneute Gabe von Ketamin.

Während Ketamin in der Anästhesie und Intensivmedizin selten über einen längeren Zeitraum angewendet wird, nehmen Menschen mit Depression häufig Antidepressiva über einen sehr langen Zeitraum, oft lebenslang. Die Langzeitnebenwirkungen sind derzeit nicht abzuschätzen. Dennoch könnte Ketamin eine Alternative zu ECT und anderen invasiven Verfahren sein, die wir auch als Allgemeinärzte anwenden können.

Fazit:

Off-Label Reservemedikament, das wir uns kaum zu geben trauen werden. Bei besonderen Umständen aber eventuell eine Option.

Fazit Regen:

Für Hausärzte alleine wegen des Aufwandes (45min) kaum umzusetzen. Bei akut suizidalen Patienten zur Überbrückung möglicherweise in der Klinik sinnvoll.

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