Gail D. Deyle, D.Sc., Chris S. Allen, D.Sc. et al. N Engl J Med 2020;382:1420-9. DOI: 10.1056/NEJMoa1905877
Hintergrund: Sowohl eine Physiotherapie (PT) als auch eine intraartikuläre Kortisoninjektion (KI) haben sich in der Behandlung einer Kniearthrose bewährt. Ob ein Unterschied zwischen der Kurz- und Langzeitergebnisse bzgl. Schmerzen und Gelenkfunktion zwischen den beiden Therapien besteht musste noch untersucht werden.
Methode: Eine randomisierte Studie wurde bei den Angehörigen der US Bundeswehr durchgeführt, wo der Unterschied zw. PT und KI untersucht wurde. Die Patienten mit ein- oder zweiseitiger Kniearthrose wurden 1:1 randomisiert. Das Primärergebnis bestand aus dem WOMAC Index (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) nach einem Jahr (0-240 Punkte, wo eine höhere Punktzahl einen schlechteren Zustand abgebildet hat – Schmerzen, Funktionseinschränkung, Gelenksteifigkeit). Das sekundäre Ergebnis ergab sich aus der Gesamtpunktzahl aus de, Alternate Step Test, der Timed up and go-Test und dem „Global Rating of Change“ Skala nach 1 Jahr.
Ergebnis: 156 Patienten wurden rekrutiert, mittleres Alter: 56 Jahre, in jeder Gruppe 78 Patienten. Die Ausgangsparameter waren in den beiden Gruppen ähnlich (Schmerzen, Funktionseinschränkung). Das mittlere WOMAC Ausgangsscore war 108.8±47.1 in der KI-Gruppe und 107.1±42.4 in der PT-Gruppe. Nach 1 Jahr betrugen diese 55.8±53.8 (KI) und 37.0±30.7 (PT) (mean between-group difference, 18.8 points; 95% confidence interval, 5.0 to 32.6). Bei dem sekundären Outcome waren ähnliche Ergebnisse zu verzeichnen. Ein Patient kollabierte während der Injektion. Die Kosten waren in den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.
Konklusion: Patienten mit Kniearthrose, die PT erhalten haben, hatten weniger Schmerzen und bessere Gelenkfunktion nach 1 Jahr im Vergleich zu denen die intraartikuläre KI erhielten.
(ClinicalTrials.gov number, NCT01427153.)
((( zur Info:
Der WOMAC-Score beinhaltet 24 Fragen und ist in der Lage, die Auswirkungen von Osteoarthritiden des Hüft- und/oder Kniegelenks hinsichtlich dreier Subskalen zu beurteilen: Schmerz – 5 Fragen, Steifigkeit – 2 Fragen, Physische Funktion – 17 Fragen (jeweils 10 P/Frage, höhere Punktzahl – mehr Beschwerden)
Beim Timed up und go-Test muss der Untersuchte vom Stuhl aufstehen, 3 m in seinem normalen tempo hinterlegen, umdrehen und sich wieder hinsetzen. (über 12 Sek. vermehrtes Sturzrisiko)
Beim Alternate Step Test wird eine laterale Stabilität untersucht. Der Untersuchte muss 8mal mit abwechselndem Fuß auf eine 19 cm hohe und 40 cm tiefe Treppe auftreten (über 10 Sek. vermehrtes eine Sturzrisiko)
Global Rating of Change (GRC) Skala: die Beurteilung des Gesundheitszustandes erfolgt durch den Patienten selbst. Eine Verbesserung oder Verschlechterung mit der Zeit wird auf einem Skala ausgedrückt (z.B -7 bis +7) )))
Fazit:
Schön, das wir so bewusst die nichtmedikamentöse Behandlung intensiv empfehlen können. Man muss als Ärztin am Ball bleiben und den Patienten immer wieder motivieren. Patienten brauchen dazu eine „Geschichte“, die lautet, dass man so eine Prothese verhindern kann.
Fazit Regen:
Kortison intraartikulär eigentlich nur bei aktivierter Arthrose kurzfristig, keine langfristige Therapie. Knieschonende Sportarten (Radfahren, Fitness-Studio), regelmäßige Übungen zum Aufbau der Kniemuskulatur. Physiotherapie muss konsequent selber durchgeführt werden.
Tipp des Orthopäden: E-Bike kaufen lassen und nutzen lassen (nachfragen).
Die Motivation durch Therapeuten und Ärzte ist wichtig. Es sollte in den Alltag gut integrierbar sein .