MMK-Benefit 09/2020
Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen – tägliche Realität für jede Hausärztin und jeden Hausarzt beim Blick auf unsere älteren und chronisch erkrankten Patienten.
Da die Behandlung mit oralen Antikoagulantien das Schlaganfall-Risiko um 60% vermindert, wäre die frühzeitige Entdeckung von Betroffenen von mutmaßlichem Nutzen (mutmaßlich deswegen, weil die Antikoagulation von zufällig entdeckten, asymptomatischen Patienten bislang nicht gut untersucht ist). Ungeklärt ist jedoch, ob dafür ein Bevölkerungsscreening sinnvoll ist und ob es besser ist als die „übliche“ Betreuung von Patienten in der hausärztlichen Praxis.
Niederländische Kolleginnen und Kollegen aus Maastricht, Amsterdam und Utrecht haben jetzt eine cluster-randomisierte Studie vorgelegt, um die o.g. Frage zu beantworten.
Verglichen wurden
- 47 Praxen (8.874 Patienten >65), die gezielt screenten
- mit 49 Praxen (9.102 Patienten >65), die „wie üblich“ vorgingen.
Das Screening bestand aus Puls- und elektronischer Blutdruckmessung (mit integrierter Rhythmuskontrolle) und einem mobilem 1-Kanal-EKG.
Dass wichtigste Ergebnis dieser Untersuchung, die Zahl neu entdeckter Patienten mit Vorhofflimmern betrug
- in den Screening-Praxen n=144 (1.62%),
- in den Praxen mit üblichem Vorgehen n=139 (1.53%).
Der gefundene Unterschied (adjustierte Odds Ratio 1.06, 95% KI 0.84 – 1.35) war nicht signifikant.
Quintessenz: Das gezielte Screening nach Vorhofflimmern scheint sich – zumindest nach den Daten dieser methodisch aufwendigen und herausragenden Studie – nicht zu lohnen.
- belastbare Studien aus der täglichen Praxis fehlt bislang noch.
Die Originalarbeit aus dem BMJ können Sie frei herunterladen unter https://t1p.de/ool7
Fazit:
Das Tasten des Pulses bei der Regeluntersuchung scheint ausreichend zu sein. Das Paroxysmale VHF findet man so in der Regel nicht, nur das permanente VHF.
Fazit Regen:
Wir checken den Rhythmus beim RR-Messen oder Pulsmessen. Extra screenen nach VHF machen wir nicht.
Vielleicht macht das Screenen bei bestimmten Risikogruppen (Alter, RR, Herzinsuffizienz) mehr Sinn.