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Phytotherapie bei Erwachsenen mit rezidivierenden, unkomplizierten Zystitiden

Eine systematische Übersichtsarbeit

Phytotherapy in adults with recurrent uncomplicated cystitis—a systematic review
Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 353-60; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0104
Kranz, Jennifer; Lackner, Julia; Künzel, Ulrike; Wagenlehner, Florian; Schmidt, Stefanie

Hintergrund: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen. Aufgrund zunehmender Antibiotikaresistenzen wächst das Interesse an alternativen, nichtantimikrobiellen Behandlungsmöglichkeiten. Diese systematische Übersichtsarbeit bündelt die aktuelle Evidenz von Phytotherapeutika bei Therapie und Prävention rezidivierender unkomplizierter Zystitiden.

Methode: Eine systematische Literaturrecherche wurde für den zeitraum Januar 2011 bis August 2021 in den Datenbanken MEDLINE, Embase, Cochrane Library und zwei Registern für klinische Studien durchgeführt. Inkludiert wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), in denen Phytotherapeutika in Mono- oder Kombinationstherapie mit Placebo, keiner Behandlung, nichtpharmakologischer Behandlung oder pharmakologischen Arzneimitteln (ohne Phytotherapeutika-Komponenten) verglichen wurden. Zwei Personen wählten unabhängig voneinander die Publikationen aus, extrahierten Daten und bewerteten das Biasrisiko mit dem Cochrane „risk of bias“-Tool.

Ergebnisse: Zwölf RCTs mit insgesamt 1 797 Patientinnen wurden eingeschlossen. Eine Studie zur Akuttherapie durch chinesische Kräutermedizin zeigte eine Nichtunterlegenheit im Vergleich zur Behandlung mit Antibiotika. In sechs Studien wurden die Prophylaxe mit Cranberryprodukten untersucht und heterogene Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit gegen rezidivierende Harnwegsinfekte gefunden. Eine Präventionsstudie zu Seidlitzia rosmarinus verzeichnete eine geringere Zystitisrate im Vergleich zu Placebo (nach sechs Monaten: 33 % vs. 73 %, p < 0,001). Mit Ausnahme von einer Arbeit wurde bei allen Studien ein unklares oder hohes Biasrisiko festgestellt. Zu unerwünschten Ereignissen liegen keine standardisierten Erfassungen vor.

Schlussfolgerung: Phytotherapeutika stellen eine Therapie- und Präventionsoption bei rezidivierenden Zystitiden der Frau dar. Da die Studienlage zur Phytotherapie sehr heterogen ist, können diesbezüglich derzeit keine verlässlichen klinischen

Fazit:

Wir sind etwas überrascht, dass chinesische Kräutermischungen gleichwertig gegenüber Antibiotika sein sollten – bei weniger Nebenwirkungen. Cranberry ist heterogen. Da es sich vor allem um rezidivierende Infekte handelt, ist die Heilungschance eh sehr gering.
Ein Versuch mit Kräutermischungen, Cranberry-Kapseln oder Rosmarinähnlichem Kraut ist bei entsprechendem Leidensdruck möglich.

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