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Koronar-CT spart invasive Eingriffe

Info Med screen :

Nur bei knapp der Hälfte der zur Abklärung von Brustschmerzen zugewiesenen Personen wird bei der Koronarographie eine obstruktive koronare Herzkrankheit gefunden.

In einer internationalen Multicenter-Studie wurden 3561 Männer und Frauen mit stabilen rezidivierenden Brustschmerzen nach dem Zufall entweder initial mit einer Herz-Computertomographie (CT) oder direkt invasiv mit Koronarographie (CA) abgeklärt. Die Vortestwahrscheinlichkeit signifikanter Koronarstenosen oder -verschlüsse wurde in der CT-Gruppe mit median 36,6% und in der CA-Gruppe mit 37,9% errechnet. Entsprechend den Befunden wurden die Teilnehmenden gemäss den üblichen Richtlinien behandelt. In beiden Gruppen wurde bei je 25,7% der untersuchten Personen eine obstruktive koronare Herzkrankheit (Verschlüsse oder Stenosen ≥50%) nachgewiesen. In der CT-Gruppe benötigten 22,3% anschliessend eine Koronarographie, darin eingeschlossen 103 Personen (5,7%) mit nicht diagnostischem CT-Resultat. Katheterbehandlungen und Bypassoperationen wurden in der CT-Gruppe deutlich weniger häufig als in der CA-Gruppe durchgeführt. Der primäre Endpunkt der Studie (Herz-Kreislauf-Tod, symptomatischer Herzinfarkt oder Hirnschlag) wurde innerhalb einer Beobachtungszeit von median 3½ Jahren von 38 Personen aus der CT-Gruppe und 52 aus der CA-Gruppe erreicht. Dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Komplikationen im Zusammenhang mit der initialen Abklärung und Behandlung ereigneten sich 9-mal (0,5%) in der CT- und 33-mal (1,9%) in der CA-Gruppe (Hazard Ratio 0,26, 95% CI 0,13-0,55). Werden die Komplikationen zum primären Endpunkt dazugerechnet, so ist der Unterschied mit 50 Personen aus der CT-Gruppe (2,8%) und 80 aus der CA-Gruppe (4,6%) signifikant (HR 0,60, 95% CI 0,42-0,85). Am Studienende berichteten in beiden Gruppen gleich viele Personen über Angina pectoris, und auch die mit verschiedenen Scores gemessene Lebensqualität war identisch. Kommentar;

Einmal mehr gilt «less is more»: 

Bei intermediärer Vortestwahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit lassen sich durch eine initiale Stratifizierung mit Koronar-CT rund drei Viertel der Koronarographien einsparen. So erreicht man mit weniger invasiven Behandlungen und weniger Komplikationen mindestens gleich gute Therapieerfolge. Bei stabiler Angina pectoris wirken Eingriffe zur koronaren Revaskularisation generell nur symptomatisch, verbessern aber gegenüber der optimalen medikamentösen Therapie gemäss mehreren anderen Studien die Prognose nicht. Beim ST-Hebungs-Myokardinfarkt hingegen verbessert die sofortige Revaskularisation die Prognose entscheidend, indem sie Myokard vor dem Untergang rettet. 

Link zum Volltext :
(Randomisiert-kontrollierte Studie): DISCHARGE Trial Group, Maurovich-Horvat P, Bosserdt M, Kofoed KF, Rieckmann N, Benedek T, Donnelly P, et al. CT or invasive coronary angiography in stable chest pain. N Engl J Med. 2022 Apr 28;386(17):1591-602. infomed-screen, Jahrgang 26, scr3020 Seite 1/1 PDF-Datei am 31. Juli 2022 für Wolfgang Blank

Fazit:

Wir hoffen, dass diese Leistung zur Stufendiagnostik bald von der GKV übernommen wird, bis dahin Alternative: Myocardszintigraphie.

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