Für die untersuchte Fragestellung bezüglich der Effekte einer Vitamin-D-Einnahme im Vergleich zu keiner Einnahme oder Placebo bei gesunden, symptomfreien, nicht schwangeren und nicht postmenopausalen Personen im Alter von 18 bis 49 Jahren wurden 14 RCTs eingeschlossen. 9 der 14 RCTs berichteten verwertbare Daten zu 4 kritischen und 1 wichtigen Endpunkt.
Für den kritischen Endpunkt Knochenbrüche wurde 1 RCT identifiziert. Dabei zeigte sich eine statistisch signifikant geringere Anzahl an Frauen mit Stressfrakturen während der militärischen Grundausbildung in der Interventionsgruppe. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist aufgrund sehr schwerwiegender Studienlimitationen begrenzt (niedrige Qualität der Evidenz).
Für den kritischen Endpunkt Infektionserkrankungen (Infektionen der Atemwege, COVID-19) wurden 3 RCTs identifiziert. Die Operationalisierungen zu dem Endpunkt sowie die Auswertungsarten unterschieden sich in allen 3 Studien. Goodall 2014 zeigte statistisch signifikant weniger Personen mit laborbestätigter Infektion der oberen Atemwege bei Vitamin-D-Einnahme versus Placebo. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist aufgrund sehr schwerwiegender Studienlimitationen und schwerwiegender Indirektheit jedoch sehr gering (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Bei den anderen Studien konnte kein statistisch signifikanter Effekt einer Vitamin-D-Einnahme versus Placebo für die Anzahl der Personen mit laborbestätigter SARS-CoV-2-Infektion (Hosseini 2022) bzw. bezüglich der Anzahl der Fehltage aufgrund einer akuten Atemwegsinfektion (Laaksi 2010) gezeigt werden. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist aufgrund schwerwiegender Studienlimitationen und schwerwiegender fehlender Genauigkeit begrenzt (Laaksi 2010, niedrige Qualität der Evidenz) bzw. aufgrund schwerwiegender Studienlimitationen und sehr schwerwiegender fehlender Genauigkeit sehr gering (Hosseini 2022, sehr niedrige Qualität der Evidenz).
Für die kritischen Endpunkte Organschäden und Toxizität (inklusive Hyperkalzämie mit ärztlicher Behandlung) traten in keiner der 3 identifizierten RCTs Ereignisse auf, daher erfolgte keine Effektschätzung und keine Bewertung der Qualität der Evidenz. 2 RCTs (Choukri 2018, Dean 2011) berichteten Daten zum wichtigen Endpunkt Depressionen. Bei mäßigem Vertrauen in die Ergebnisse (moderate Qualität der Evidenz) aufgrund schwerwiegender Studienlimitationen trat kein statistisch signifikanter Effekt bezüglich depressiver Symptomatik auf.
Es wurden keine Studien identifiziert, die Daten zu den Subgruppen Lebensstilfaktoren, Ethnizität und Hautfarbe sowie Alter berichteten. Ebenso wurden keine Studien mit verwertbaren Daten für 3 kritische und 4 wichtige Endpunkte identifiziert (siehe Abschnitt 5.3).
Fazit:
Auch wenn wir häufig in der Sprechstunde auf die Vitamin-D-Spiegel angesprochen werden, die Bestimmung macht in der Regel keinen medizinischen Sinn. Vor allem bei jungen, gesunden Menschen gibt es keinen Mehrwert. Ob man substituiert, sollten Patienten selber entscheiden und werden in der oralen Form damit nichts falsch machen.